Montag, 16. Juni 2025

De Anima / Peri psyches 23 (430a, 26 - 431b, 19)

 4.Juni 2025

De anima, Zweites Buch, Abschnitte 6 und 7

Nachtrag zur letzten Sitzung: Walter erinnert an das „Dreieck“ von Wahrnehmung, Denken und Sagen und fand die diesbezügliche Frage von Maximilian gut: Warum schreibt Aristoteles „Sagen“ und nicht „Handeln“? Der Austausch von „Sagen“ gegen „Handeln“ wäre aber nicht ganz einleuchtend, weil „Handeln“ wohl über das „Sagen“ bzw. die Sprache hinausgeht.

Was ist ein „Protokoll“? Diese Frage wurde in den beiden letzten Sitzungen ausführlicher besprochen: am 7. Mai 2025 (siehe Protokoll Seitter) sowie am 21. Mail 2025 (diesbezügliche Aussagen fehlen im Protokoll Bruckschwaiger).

Walter findet, dass insgesamt die Sache mit den Qualitäten eines „Protokolls“ noch immer nicht klar genug erscheint und insistiert darauf: Protokolliert wird, wer in einer Sitzung anwesend ist und was gesagt und für wichtig erachtet wird. Für unser Seminar ist in den Protokollen weniger der Text „Über die Seele“ selbst entscheidend, vielmehr das, was dazu gesagt wird: Ergebnisse, allfällige Auffassungsunterschiede im Sinne einer Sitzung als „Ereignis“ und/oder auch eines „Beschlusses“ mit Handlungsanweisungen. Der Verlauf der Sitzung soll im Protokoll nachvollziehbar sein. Auch Anmerkungen zum jeweils vorigen Protokoll gehören in ein Protokoll (wie Auslassung wichtiger Aussagen).

Heute werden wesentliche Aussagen der vorigen Sitzung nochmals repliziert bzw. entlang des neuen Textabschnittes kommentiert:

- Wahrnehmung und Denken: „(...) liegt das Denken bei einem selbst, wann immer man will, das Wahrnehmen aber nicht, denn es muss etwas da sein, das man wahrnehmen kann.“ (Kapitel 5 gegen Ende)

- Wahrnehmung, Bewegung und Veränderung: „Die Wahrnehmung beruht (...) auf Bewegtwerden und Erleiden.“ (Anfang Kapitel 5)

- Was den einzelnen Wahrnehmungen „eigentümlich“ ist? Aristoteles: „Mit »eigentümlich« meine ich, was man nicht mit einem anderen Sinn wahrnehmen kann und worüber man sich nicht täuschen kann, wie etwa das Sehen der Farbe, das Hören des Schalls und das Schmecken des Saftes (...).“ – oder anders: „Von dem an sich Wahrnehmbaren ist das Eigentümliche das, was im eigentlichen Sinne wahrgenommen wird, d.h. das, worauf sich das Wesen jedes Sinnes von Natur bezieht.“ (= letzter Satz von Abschnitt 6)



- Wahrnehmung ist mit „Bewegung“ verbunden. Bewegungen werden vom Sehen und vom Greifen – also von mehreren Sinnen – wahrgenommen. Der Tastsinn ist differenzierter und nimmt mehrere Unterschiede wahr: Temperatur, Glätte, Feuchtigkeit ... (Seitter)

- Der Schritt von Betrachtung zu Veränderung. Wenn ein Denker (bloß) „weiter-denkt“, ist das noch keine „Veränderung“.

- Die Differenzierung zwischen dem „Vermögen“ der Wahrnehmung und der „Vollendung“.

- Walter macht einen Unterschied: Qualitäten, die den Sachen selber zukommen; andere Qualitäten werden von uns hinein-projiziert (dies wird aber bei Aristoteles nicht in dieser Form ausgesagt).

- Zum Schall / Klang: Tastsinn in der Musik. Hier wird an Sophia aus der letzten Sitzung angeknüpft: Was erzeugt ein Pianist? (...) Und der Trompetenspieler: Luft in Bewegung. Luft ist auch ein Körper. Nochmaliger Verweis auf das Buch von Walter Seitter, Physik des Daseins: Bausteine zu einer Philosophie, Sonderzahl 1997.

- Luft ist Bewegung eines unsichtbaren Körpers: Exkurse zur Sichtbarkeit / Unsichtbarkeit des Atems.

Der Abschnitt 7 wird mehr oder weniger nur verlesen, aber aus Zeitmangel noch nicht genauer verhandelt: Sichtbarkeit, Farbe, Licht / Finsternis, Farblosigkeit, Durchsichtigkeit, Einwand von Aristoteles gegen die Auffassungen von Empedokles etc.

Rudolf Kohoutek





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen