In der Metaphysik lesen (998b 5 – 999b 23)
Sind die Prinzipien der
Dinge eher bei den – physischen – Bestandteilen aufzusuchen oder bei den –
logischen – Gattungen? Das war die Frage, die Aristoteles mit dem Kapitel 3
aufgeworfen hatte. Er argumentiert einmal in die Richtung, einmal in die
andere. Im großen und ganzen hält er daran fest, daß nur eine der beiden
Möglichkeiten in Frage kommt. Denn der „Begriff der Wesenheit“ sei nur einer.
Allerdings führt er mit „Wesenheit“ noch einmal einen anderen Begriff ein und
unterstellt gleichzeitig, daß Prinzip und Wesenheit wenn schon nicht identisch
sind so doch auf einer Linie liegen. Er sagt aber nicht, ob der Begriff der
Wesenheit aufseiten der Gattung oder des Bestandteils angesiedelt ist.
Abgesehen davon, daß er mit der Einzigkeit der Wesenheit die von mir
aufgefundenen ca. neun Synonyme für „Formalursache“ zu strikt univoken
Synonymen erklärt (herabsetzt).
Aristoteles stellt sich
dann auf die Seite der Hypothese von den Gattungen als Prinzipien, schließt
aber gleich die Frage an, ob das für die ersten Gattungen oder für die zuletzt
von den Individuen ausgesagten Gattungen zutreffe. Mir scheint der hier
eingesetzte und im Plural gebrauchte Begriff atomon für „Individuum“
wichtig zu sein, weil er unserem heutigen üblichen Sprachgebrauch nahesteht und
weder in der Übersetzung von Schwarz (sehr wohl aber in der englischen von
Tredennick) noch im Aristoteles-Lexikon von Höffe klar hervortritt. Welche aber
sind die „ersten“ und die „letzten“ Gattungen? Aristoteles spricht daraufhin
von den höchsten und allgemeinsten Gattungen – das sind wohl die „ersten“. Und
da bieten sich zwei solcher Gattungen an: das Seiende und das Eine. Die beiden
haben jedoch keinen Gattungsunterschied gegeneinander – sie sind gleich
allgemein. Also sind sie nicht die Gattungen, die als Prinzipien in Frage
kommen.
Wenn das Eine in höherem
Maße „prinzipartig“ (eine Adjektivbildung, die zeigt, wie Aristoteles mit den
Wörtersorten umgeht) ist, dann dürfte die letzte Gattung eher in Frage kommen.
Zudem scheinen die –
spezifischen – Unterschiede in höherem Maße „eine“ zu sein und in noch höherem
Maße die Unzerlegbaren und die Individuen und über dem Besser und Schlechter
gibt es keine höhere Gattung, vielmehr ist das Bessere jeweils das Frühere also
das Prinzipartigere. Die ersten Gattungen könnten nur dann Prinzipien sein,
wenn sie außerhalb der Individuen existierten.
Walter Seitter
Walter Seitter
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