Mittwoch,
den 2. Juli 2025
Beim
Verlesen des Protokolls erinnerte ich mich an die überfliegende
Lektüre von Armand Marie Lerois „die Lagune“, das Walter Seitter
letztens empfohlen hatte und das ich hiermit auch tue. Es hat einen
intimen Charakter eines Zwiegesprächs mit Aristoteles, Darwin,
Mendel und korinthischen Schafzüchtern und Fischern vor Lesbos, wo
einiges gelobt, anderes für Unsinn erachtet wird, vor allem die
fehlende Vererbungslehre, ich denke Aristoteles wollte keine
Züchtungsphantasien wie Platon hervorbringen, und hat daher alles
auf die Elemente zurückgeführt.
Wie
Aristoteles Demokrits Auffassung ablehnt, das man etwas sehen könne
ohne ein Dazwischenliegendes wie die Luft, dann spürt man seine
Angst vor der Leere, die kein Erleiden des Wahrnehmungsvermögen
erzeugt, und damit auch kein Wahrnehmen selbst.
Wie
also die Farbe das Licht braucht, um gesehen zu werden, braucht das
Feuer weder Licht noch Dunkelheit, sondern macht das Durchsichtige
selbst durchsichtig. Das Durchsichtige ist wohl das
Dazwischenliegende, wie bei Geruch und Schall das Sinnesorgan durch
etwas Dazwischenliegendes bewegt wird. Wenn man das Schallende oder
Riechende direkt auf das Sinnesorgan legt wird es zu keiner
Wahrnehmung kommen. Es braucht ein Medium, das angeregt werden kann,
ein Dazwischenliegendes, beim Schall ist es die Luft, beim Geruch
etwas noch nicht Benanntes.
Walter
Seitter erinnert an das Medium des Tastsinnes, wo das Fleisch das
Dazwischenliegende ist, welches im Kapitel 11 erörtert wird.
Weiteres
wird das Wasser als eine Dazwischenliegendes für die Wahrnehmung
angenommen, zumindest für die Lebewesen, die darin leben.
Obwohl
Aristoteles zuerst gesagt hat, dass das Dazwischenliegende für den
Geruch ohne Namen sei, ist er bei der Erörterung des Riechens im
Wasser sicher, dass das Riechen bei den Landbewohner mit dem Atmen zu
tun hat, also müsste das Riechen auch mit der Luft zu tun haben,
aber die Ursache dafür wird später angegeben werden.
Jetzt
soll zunächst der Schall und das Gehör bestimmt werden, das Wort
ist hier akoes, also die Akustik. Aristoteles beginnt in
bekannter Manier mit der Unterscheidung des Schalls der Wirklichkeit
und dem Vermögen nach. Es ähnelt einer Einteilung nach medialen und
materialen Ursachen des Schalls, wenn es nicht zu neumodisch
formuliert wäre. Die Dinge, die vermögend sind zu erschallen,
müssen fest und glatt sein, also zum Beispiel Erze, die geschlagen
werden, um in dem was dazwischen liegt einen Schall zu erzeugen.
Der
wirkliche Schall, energeian psophos, entsteht immer von etwas, an
etwas und in etwas, und alle drei Bedingungen müssen vorhanden sein.
Der Schall entsteht an etwas das geschlagen wird, und diese Etwas
muss aus Erz und glatt sein, keine Wolle. Hohlkörper können die
Schläge brechen und vervielfältigen, dennoch muss auch ein Schlag
gegen die Luft erfolgen, aber Aristoteles geht davon aus, das die
Luft nicht zerstreuen darf, sodass schnell genug geschlagen werden
muss um dieser Zerstreuung zuvorzukommen. Wenn eine nicht zerstreute
Luftmasse, wir nennen es gewöhnlich Welle, wieder abgestoßen wird,
wie ein Ball, dann entsteht ein Echo.
Ein
Echo entsteht immer, da sich der Schall wie das Licht überall bricht
und reflektiert, denn sonst gäbe es nicht überall Licht.
Kaum
gesagt, wird die Reflexion durch Erz oder glatte Körper als begrenzt
bestimmt, sodass es zum Schattenwurf kommt. Der Schatten ist ein
Fehlen von Reflexion und von Licht, also gibt es nicht überall
gleich viel Licht.
Etwas
überraschend kommt Aristoteles auf die Leere (kenon) zu
sprechen, die für das Hören ausschlaggebend sei. Die Luft scheint
leer zu sein, aber sie muss als kontinuierliche und einheitliche
bewegt werden, wir sagen als wässrige Anschauung Welle dazu,
Aristoteles kennt diese Formulierung nicht. Dazu braucht es glatte
Oberflächen, dass eine einheitliche Luftmasse unaufgelöst zum Gehör
bewegt werden kann. Das Gehör ist aber von Natur mit Luft
zusammengewachsen, daher kann die äußere Luft mit Schall die innere
Luft des Gehörs bewegen.
Hier
scheint ein Satz der Vorgänger wirksam zu werden, nämlich das
Gleiches durch Gleiches wahrgenommen wird. Jetzt stellt Aristoteles
fest, das nicht jeder Körperteil das Seelenvermögen des Hören hat,
weil die Luft nicht überall durchkommt.
Also
nur Körperteile mit Luft haben das Seelenvermögen des Hörens, auch
nur dann wenn die Luft nicht zerstreut an das Ohr gelangt. Erst diese
Bewegung erzeugt dann den Schall, der gehört werden kann. In der
Luft selbst ist ansonsten kein Schall.
Die
Luft ist somit keine Leere, denn sie kann immerhin bewegt werden.
Karl
Bruckschwaiger