Mittwoch, den 05. März 2025
Dieser Abschnitt beginnt Aristoteles mit einem Vergleich des Begriffs (logos) der Seele mit dem der Figur (schematos).
Denn es gibt für Aristoteles keine Figur neben dem Dreieck und den anschließenden Figuren, so gibt es auch keine Seele neben den genannten Vermögen. Auch will er auf einen gemeinsamen Begriff aller Figuren verzichten, weil er keinen der existierenden Dinge eigentümlich ist, gemeint ist wohl keine Idee einer Figur ohne konkrete Figur.
Mit der Seele verhält es sich ähnlich wie mit den Figuren, den wie im Viereck das Dreieck enthalten ist, so ist im Wahrnehmungsvermögen das Ernährungsvermögen enthalten. Doch damit haben wir den Vergleich schon verlassen, denn die Vermögen bilden eine Reihe, das Wahrnehmungsvermögen ist ohne Ernährungsvermögen nicht denkbar, aber das Ernährungsvermögen trennt sich bei den Pflanzen von dem Wahrnehmungsvermögen. Auch innerhalb des Wahrnehmungsvermögens gibt es einen notwendigen Aufbau, der Tastsinn kommt ohne die anderen Elemente der Wahrnehmung vor, daher ist er die Voraussetzung für die Wahrnehmung, das Sehen, Hören und Riechen folgen danach. Es folgt die Ortsbewegung, als Seelenvermögen, und dann in der geringsten Zahl die Überlegung und das Denken (logismon kai dianoian). Denen diese Vermögen zukommen, kommen auch alle anderen zu, obwohl einigen die Überlegung abgesprochen wird und ihnen nicht einmal die Vorstellung (phantasia) zugemutet wird.
Ich muss unterbrechen, denn diese Hierarchie stört mich spontan, und ich widerspreche mit einer Umkehrung, nämlich das die pflanzliche Seele die perfekte sei, denn sie ist die einfachste und kommt ohne die anderen Lebewesen aus. Alle zusätzlichen Seelenvermögen sind nur Notlösungen, um die eigenen Schwächen und Abhängigkeiten von den anderen Lebewesen in der Ernährung zu überwinden, je mehr Vermögen, desto prekärer die Situation.
Walter Seitter stimmt mir in seiner Art zu und spricht bei den sich auftürmenden Seelenvermögen von einer zunehmenden Fragilität und Neigung zur Krankheit, die bei Gott die höchsten Fragilität erreicht, nämlich den Tod.
Aristoteles will mit den Untersuchungen zu den Seelenvermögen weiterfahren und klären was jedes Einzelne der Vermögen ist. Dazu muss man angeben können, was das die Ernährung, das Wahrnehmen und das Denken jeweils ist. Für Aristoteles sind die Wirklichkeiten und Tätigkeiten dem Begriff nach früher als die Vermögen, daher muss sich die Betrachtung auf die Gegenstände richten, wie die Nahrung, den Wahrnehmungsgegenstand und den Denkgegenstand.
Eine etwas andere Dreiheit als die von Walter gerne erwähnte Dreiheit des Denkens, Wahrnehmens und Sagens, aber es ist auch ein Dreieck der Seelenvermögen.
Karl Bruckschwaiger
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen