τὸ μὲν οὖν αἰσθάνεσθαι ὅμοιον τῷ ... νοεῖν.

Das Wahrnehmen nun ist ähnlich dem ... vernünftigen Erfassen.

Aristoteles (De Anima III, 7: 431a)

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Montag, 21. November 2011

"Der Meister des Realen"


In Frankreich erscheint seit einigen Jahren das Philosophie Magazine und trägt mit Erfolg zum Öffentlichwerden der Philosophie bei. Nun gibt es auch eine deutsche Ausgabe: Philosophie Magazin.

Das umfangreichste Dossier der ersten Nummer (November 2011) ist Aristoteles gewidmet. Bemerkenswert der Titel, unter dem es im Inhaltsverzeichnis angekündigt wird: "Aristoteles - Der Meister des Realen". Der Titel scheint direkt aus dem Französischen übernommen zu sein - jedenfalls klingt er total lacanianisch. Denn maître ist bei Jacques Lacan das Wort für den hegelschen "Herrn" und daher auch der Inhaber des "Diskurses des Herrn". Und das "Reale" erinnert sehr, obwohl das Wort gar nicht so ungewöhnlich ist, an den Spezialbegriff bei Lacan, der eine Zuspitzung, eine Extremisierung des Wirklichen meint. 

Kann der Titel "Aristoteles - Der Meister des Realen" selber als lacanianisch gelten? Vermutlich ja, obwohl die Formulierung in sich einen "Widerspruch" enthält, denn das "Reale" kann gerade nicht "gemeistert" werden. Doch Lacan unterstellt dieses Unmögliche dem Aristoles - weshalb er sich von ihm distanziert, so im Seminar XX; in einer anderen Hinsicht auch im Seminar VII. Und dennoch läßt Lacan den Aristoteles als Meister, als Lehrer auch für sich gelten, setzt er ihn quasi ununterbrochen als Begleiter, als Stichwortgeber für seine eigene Lehre ein. Ganz bestimmt würde er ein Ignorieren des Aristoteles nicht als Fortschritt zu einem höheren Standpunkt betrachten wollen.

WS

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