τὸ μὲν οὖν αἰσθάνεσθαι ὅμοιον τῷ ... νοεῖν.

Das Wahrnehmen nun ist ähnlich dem ... vernünftigen Erfassen.

Aristoteles (De Anima III, 7: 431a)

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Dienstag, 21. März 2023

In der Metaphysik lesen * Hermann – Lektüre 26 (72vH - 73vF) Seite 184, Z 6 bis Seite 190, Z 6 bei Burnett

Mittwoch, den 15. März 2023

 

In dem vorgelesenen Abschnitt geht es weiter um die Geister, die zwischen dem Menschen und Gott stehen, die in dem Sinne für uns wahrnehmbar sind, dass sie auf unsere Sinne Einfluss nehmen und damit auch das menschliche Handeln verändern. Da sie sich selbst sinnlich wahrnimmt, ist es entweder ein Seele oder zumindest eine Seele. In der Bestimmung der Gattung der Seele kommt Hermann zu dem Problem, das die Seele des Menschen in die Substanz eingeboren ist, und ohne den Gehorsam des Körpers ohne Wirkung ist. Aber prinzipiell geht von der Seele eine gute als auch böse Wirkung aus und sie ist als Gattung sowohl vernünftig wie auch intelligent, denn sie hat zugleich Anteil an der kontemplativen Natur der göttlichen Einfachheit und dient dem göttlichen Aufbau – aber ein anderer Teil ist der ewigen Verdammnis geweiht.

Die Schilderung der Hölle fällt noch kurz aus, es wird einerseits auf die theologische Rede verwiesen, andererseits gibt es einige Hinweise auf antike Vorstellungen wie der avernische Abgrund oder die Ebenen von Elysium. Auf jeden Fall ist jeder fremde Ort für diese Wesen eine Strafe, wo sie nicht leben können, aber ihr ätherischer Körper ist von der einfachen Natur perfektioniert und daher nicht auflösbar und unsterblich.

Auch zitiert Hermann den neuplatonischen Philosophen Apuleius aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert, der eine Dämonenlehre in ein System von Kosmologie eingebettet hat. Apuleius definiert die Dämonen, indem er sie als „mittlere Gottheiten“ einerseits von den erhabenen himmlischen Göttern, andererseits von den Menschen abgrenzt, und er klassifiziert sie systematisch. Die Dämonen sind demnach unsterblich, vernünftige, luftige und leidensfähige Lebewesen, wobei sie sich von den Göttern durch die Leidensfähigkeit unterscheiden würden. Die Dämonen können Mitleid fühlen, entrüstet sein, betrübt und erfreut und andere stürmische Zustände der menschlichen Seele, und sind damit weit entfernt von der Ruhe der himmlischen Götter. Dadurch können sie sich an den Spielen und Opfern der Menschen erfreuen.

Wenn diese Geister menschliche Körper annehmen, werden Sie von den Menschen Halbgötter genannt, wie Hermes, Herkules, Perseus oder Sybille oder sie wirken durch ihren göttlichen Geist über ihren Tod hinaus wie Äskulap.

Hermann führt Varro mit seiner religionshistorischen Vermutung an, dass die Seelen der Verstorbenen in Toten-, Haus- und Weggötter, Laren, Lemuren und Larven, überführt werden. Diese herumirrenden Seelen dringen manchmal in die Körper von Tieren ein und verschonen auch tote Körper nicht. Um diese Götter zu einer Art Gehorsam zu zwingen würden sich Figuren aus Holz oder Metall eignen. Andere nutzen Bilder und Mysterien, um die Seele der Dämonen und Engel herbeizurufen und deren Kraft zu nutzen.

Die Kräfte der Natur, die als Faune und Nymphen, die zuweilen sichtbare Körper an bestimmten Orten annehmen, sind den Menschen so vertraut, dass sie sich mit den Menschen beiderlei Geschlechts vermischen und Nachkommen zeugen, was ein Zeichen ihrer körperlichen Natur ist. Diese Körper sind so perfekt geformt, dass sie sich eines möglichst langen Lebens erfreuen können.

Als Abschluss dieses Abschnittes zitiert Hermann ein verlorenes Gedicht über die Zeitalter der Tiere von Hesiod, das von Ausonius in seiner 5. Ekloge zitiert wird. Darin werden die Lebensalter von Menschen und Tieren und Fabelwesen miteinander verglichen, wobei die hamadryadischen Nymphen (Nymphen der Eichbäume) zehnmal älter werden als der Phönix. Mit dieser erstaunlichen Altersbestimmung endet die Erörterung des unsterblichen Geschlechts, das doch eine Lebensspanne zu haben scheint.

Es wird eine Einteilung des vergänglichen Geschlechts in vernünftig und unvernünftig angekündigt, das wiederum bezieht sich auf das Unvernünftige, das in irdisch, wässrig und luftig, eingeteilt wird, gleichsam die Kapitelüberschrift in diesem kapitellosen Konvolut.

 

Karl Bruckschwaiger

 

Nächster Termin: 22. März 2023

Aristoteles, Metaphysik XIV, ab 1087b

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