τὸ μὲν οὖν αἰσθάνεσθαι ὅμοιον τῷ ... νοεῖν.

Das Wahrnehmen nun ist ähnlich dem ... vernünftigen Erfassen.

Aristoteles (De Anima III, 7: 431a)

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Montag, 4. Dezember 2023

In der Metaphysik lesen * Hermann – Lektüre 35 (79vF - 80rC) Seite 232, Z 20 bis Seite 234, Z 18 bei Burnett.

Mittwoch, den 22. November 2023

Hermann setzt als Schlusspunkt die Erschaffung der Fortpflanzung, die den Schöpfer vor einem unendlichen Schöpfungsprozess bewahren soll. Damit nicht jedes Individuum wegen seiner Vergänglichkeit jedes mal neu geschaffen werden muss, fügt der Schöpfer ein zweites Geschlecht hinzu, das sich in Materie und Form nicht von einander unterscheidet, sondern nur nach Aktivität und Passivität, damit das Ziel der Fortpflanzung und Selbsterhaltung als zweite Ursache der Zeugung erreicht werden kann. Damit ist mit der Unterscheidung der Handlungsmuster schon ausreichend Notwendigkeit für ein zweites Geschlecht gegeben. Um das Ergebnis der Fortpflanzung zu erreichen, werden die Geschlechter durch das Gefühl der Zuneigung und ein gemeinsames Ziel vom Schöpfer unterstützt. Aber warum tatsächlich ein zweites Geschlecht erforderlich ist, dazu sagt Hermann nur, dass aus einem Elternteil nichts gezeugt werden kann.
Hermann zieht es vor die wundervolle Ordnung der Natur zu beschreiben, die die Bewegung der sekundären Ursache, die zur Verpaarung dieser beiden Geschlechter führt, hervorbringt. Diese Ordnung der Natur beginnt bereits am Zeitpunkt der Paarung und ist stark mit den Wirkungen der Planeten verwoben. Die Planeten wirken beim Ungeborenen in der umgekehrten Reihe wie nach der Geburt.
Erst legt Saturn den Samen fest und Jupiter ernährt ihn mit guter Verdauung, Mars festigt ihn und die Sonne bringt die Form hinein, die Venus entfernt die unnötigen Überbleibsel am Embryo, Merkur hält die Austreibung des Embryo solange zurück, bis Lucina eintrifft, die die Geburt vollendet. Etwas erstaunlich, dass hier eine altrömische Göttin der Geburtshilfe auftaucht, die das Neugeborene aufnimmt und beschützt, solange der Einfluss des Mondes auf die Ernährung anhält. Die Materie des Mondes fließt solange durch das Kind, bis die Sinne erwachen und die Wege der Seele eröffnet werden. Dann tritt wieder Merkur auf mit der ersten Erziehung zur Vernunft (rationabilem institutionem) und bringt das Kind zur Adoleszenz der Venus. Wenn sich die ersten Stürme der leichtfertigen Wollust gelegt haben, vollendet Apollon die Jugend, bei Hermann wird er Phöbus genannt und tritt als griechischer Gott zwischen den Planeten auf. Phöbus führt den Jugendlichen bis er in das Stadium der Tugenden des Mars eintritt. Wenn der männliche Geist gestärkt ist, übernimmt Jupiter mit seiner Autorität. Das Alter steht wieder im Zeichen des Saturn, der den Kreislauf der Natur vollendet.
Nachdem die Materie zu dem zurückgekehrt ist, woher sie stammt, bleibt das darüber hinaus (ultra) übrig, das diesen Gesetzen des Kreislaufes nicht unterliegt, sondern sich auf einem pythagoräischen Scheideweg (Pitagorici bivii) entlang bewegt. Burnett übersetzt hier mit Pythagorean Y. Also das „Darüber hinaus“, wenn es verloren und abirrend ist, steigt ab zum endgültigen Nichts, es fällt nicht das Wort Seele oder Hölle. Oder es verbleibt im Kreislauf der Natur und steigt auf zur höchsten Krone des Triumphs (ad summam triumphi coronam), das ist die Festung des Ursprungs, der Sitz des Vaters. Dort erfreuen sich die Seligen eines ewigen Lebens in der Glorie des höchsten Königs und dessen Ehre, Macht und Herrlichkeit.

Mit dieser Lobpreisung beendet Hermann das Buch über die Essenzen im Jahre des Herrn 1243 in Beziers (Biternis).

Karl Bruckschwaiger

Nächster Termin: 6. Dezember 2023
Aristoteles lesen, Buch XIV

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