Montag,
23. Juni 2014, 19:30 Uhr
Charim
Galerie, Dorotheergasse 12, 1010 Wien
Präsentierung der Lektüre der aristotelischen Poetik durch
die Hermes-Gruppe (2007–2010), erschienen in Poetik lesen 1 & 2
Am
26. und 27. September 1953 nannte Jacques Lacan in Rom (sein Auditorium bestand
aus drei Leuten) einige Gebiete, die zur Lehre der Psychoanalyse gehören,
nämlich die Rhetorik, die Dialektik (im Sinne der Topik des Aristoteles),
die Grammatik und - als den Gipfel einer Ästhetik der Sprache - die
Poetik.
Die
Wiener Hermes-Gruppe hat vom Jänner 2007 bis zum Dezember 2010 die
aristotelische Poetik gelesen und besprochen; wir haben die
Besprechungen protokolliert, dann publiziert. Die Langwierigkeit dieser Lektüre
stellt vielleicht einen kleinen Rekord dar.
Die Poetik als Lehre von der Dichtkunst gehört zu den "poietischen Wissenschaften", in denen es um die Herstellung erwünschter Realitäten (Sieg, Gesundheit, nützliche Dinge, schöne Werke) geht. Aristoteles läßt aber auch andere Wissensformen einfließen: Geschichtsschreibung, "Physik": was ist die Natur der Dichtung bzw. der Tragödie, was sind ihre Ursachen, ihre Arten, ihre Materialien, ihre Zweckbestimmung?
Aristoteles
betrachtete das ihm vorausliegende 5. Jahrhundert als "klassische"
Epoche. Dennoch scheint er den Trend seiner Zeit, nämlich das Theater zu einer
reinen Textangelegenheit zu machen, also zu "Literatur" im heutigen
Sinn, vorangetrieben zu haben. Unsere Lektüre hat in den
literaturanalytischen Ausführungen des Aristoteles auch Wendungen zur
"Ontologie" festgestellt. Die Wirksamkeit seiner Schrift
hält an.
Walter Seitter
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