In
der Metaphysik lesen (BUCH VII (Z), 1031a 19 – 28)
Nachdem nun geklärt ist, dass die beiden Versionen des
Wesens, das Was-ist und das Das-da, zwar unterscheidbar sind, aber
zusammengehören, fragt Aristoteles, wie es sich mit den akzidenziellen
Bestimmungen verhält. Er sagt, bei denen scheinen die beiden Aspekte
verschieden zu sein – doch verwendet er nun eine etwas andere Sprache, eine mit
Infinitiven: „weißer Mensch“ (a) sei etwas anderes als „weißer Mensch sein“ (b)
. Entspricht (a) dem Was-ist und (b) dem Das-da? Und sind die beiden so
verschieden wie „Mensch sein“ und „weißer Mensch sein“ - obwohl
dieses Paar eine andere logische Struktur aufweist als das erste. Hier liegt
einerseits der innere Unterschied offen zutage – andererseits wird er in der
üblichen Rede der Leute gern verwischt. Aristoteles distanziert sich nun von
einer unbedachten Redeweise, die es mit den Eigenschaften gar nicht genau
nimmt. Aber er insistiert darauf, dass zwei Eigenschaften, wenn sie an selben
Wesen vorkommen, deswegen keineswegs zusammenfallen. Wenn es auch vorkommt,
dass weiße Menschen musisch sind (oder kultiviert), ist das „weiß sein“
und das „musisch“ oder „kultiviert sein“ noch lange nicht dasselbe.
Auch dieses Beispiel hatten wir schon öfter und wir haben
uns gefragt, ob Aristoteles da ein Rassenmerkmal im Auge hat. Gerade wenn das
der Fall ist, kann in der Aussage eine Stoßrichtung gegen den Rassismus gesehen
werden. Auch schon bei der Abweisung der Redeweise, wonach das „Mensch sein“
und das „weißer Mensch sein“ dasselbe sind.
Dieselbe Stoßrichtung in dem schon öfter zitierten Satz,
wonach kein Mensch menschlicher ist als irgendein anderer. Allerdings können
diese Aussagen schwerlich als explizite Stellungnahmen politischer Art gewertet
werden, sondern eher als ganz beiläufige Feststellungen von
Selbstverständlichem.
Wenn ich sie dennoch in der genannten Richtung bewerte,
dann deswegen, weil in der Gegenwart mit größter „Selbstverständlichkeit“
scharfe Menschen-Diskriminierungen auch von solchen vollzogen werden, denen man
sie gar nicht zutrauen möchte. Vor kurzem bedachte jemand im
Philosophen-Café irgendwelche vielleicht fragwürdigen Zeitgenossen ganz
explizit mit dem Titel „Unmenschen“. Und der von mir geschätzte Intellektuelle
Karl Lagerfeld hat sowohl den Namen wie auch das Porträt eines wegen sexueller
Übergriffe in die Kritik geratenen Filmregisseurs mit dem eigentlich
unschuldigen „Schwein“ verunglimpfen wollen.
Walter Seitter
Sitzung vom 15. 11. 2017
Nächste Sitzung am 22. November 2017
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