τὸ μὲν οὖν αἰσθάνεσθαι ὅμοιον τῷ ... νοεῖν.

Das Wahrnehmen nun ist ähnlich dem ... vernünftigen Erfassen.

Aristoteles (De Anima III, 7: 431a)

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Dienstag, 21. Juni 2022

In der Metaphysik lesen * Hermann – Lektüre 15 (65rC-67vG)

 Mittwoch, den 15. Juni 2022

 

Da es zur letzten Sitzung bereits ein Zwischenprotokoll gibt, das sowohl Walters Assoziationen zu seinen astronomischen Grunderfahrungen wie auch etwas von der Gesprächssituation vor dem Vorlesen meines Übersetzungsteils wiedergibt, werde ich die Wiedergabe des Diskussionsteils weitgehend weglassen.

Zum Verständnis dieses Teils ist die Graphik zur geometrischen Demonstration fast unabdinglich, da sich ohne die gezeichnete Vergewisserung keine Vorstellung der hier vorgelegten Beweise einzustellen vermag.

 


So bietet Hermann diese Schattenpyramide dar und das eingezeichnete Trapez ist ein großer Teil der Beweisführung. Ich hätte in meiner Vorstellung den Schatten nach unten geworfen, denn für mich steht die Sonne stets oben. Die bekannte Größe wäre demnach der Durchmesser der Erde und die angenommene Gleichheit der Entfernung der Mondkugel E und Schattenkugel D zur Erde B. Der Rest sind ausführliche Vergleiche und die Feststellung von Ähnlichkeiten der verschiedenen rechtwinkligen Dreiecke, die durch die drei Durchmesser gezogen werden. So wird durch einen geometrischen Versuch der Parallaxe eine Entfernungsmessung durch die Mitte und den Äquator der Erde einerseits und eine Tangente am Endpunkt des Durchmessers des Mondes bis zum Durchmesser der Sonne gezeichnet. Weil eine der Seiten der Dreiecke der Radius des Erddurchmessers ist, wird er zur Bestimmung der Entfernungen herangezogen, Hermann spricht immer von Halbdurchmesser und nimmt es als Maßeinheit, dem sogenannten Teil. Die Entfernung zum Mond wird mit 64 Teilen bestimmt, hätte Hermann, wie es auch Burnett einmahnt, den Durchmesser der Erde genommen, wäre er mit seiner Einschätzung der Entfernung recht gut zum heutigen Wissensstand hingekommen.

Erddurchmesser 6.378 km x 64 = 408.192 km

bei Hermann die Entfernung zum Mond

heutige gemessene Entfernung Erde – Mond: 384.400 km

Dagegen ist die Schätzung der Entfernung zur Sonne auch bei Hereinnahme des Erddurchmessers recht weit weg von der heutigen Berechnung.

Erddurchmesser 6.378 km x 1.210 = 7.717.380 km

heutige gemessene Entfernung Erde – Sonne: 149.600.000 km

Des weiteren spricht Hermann von einem bekannten Verhältnis zwischen dem Durchmesser des Sonnenkreises mit 7.625 Teilen zum Mond mit weniger als 400 Teilen. Nimmt man wieder den Erddurchmesser als Einheit so würde das Verhältnis, wie Hermann schreibt, tatsächlich das Verhältnis 13 zu 1 übertreffen, nämlich 19 zu 1. Aber der Kreislauf der Sonne enthält die Periode des Mondes 13 mal, somit schließt Hermann, dass die Sonne sich viel schneller als der Mond bewegt.

Es folgt noch ein Größenvergleich der Erd-, Mond- und Sonnenkugel, wobei die Erdkugel 18-mal größer als die Mondkugel sein soll, die Sonnenkugel 170-mal größer als die Erdkugel.

Die heutigen Volumen dazugestellt: die Erde ist 4 mal größer als der Mond und die Sonne ist 1.3 Millionen mal größer als die Erde.

Zum Abschluss dieses Teils empfiehlt Hermann die Verwendung astronomischer Geräte und versucht sich noch in der Verwendung des Mondschattens zur Bestimmung von kosmischen Entfernungen.

 

Karl Bruckschwaiger

 

 

Nächster Termin: 22. Juni 2022

Aristoteles, Metaphysik, 13. Buch, ab 1080a, 36

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