Die beiden
ersten, die „praktischen“ Bedeutungen von „notwendig“, die Aristoteles
einerseits in erfolgreichen Mittel-Zweck-Verbindungen, andererseits in der
Blockierung des Wünschens durch fremde Gewalt sieht, laufen auf „ursächlich“
hinaus, sind also eigentlich theoretischer, nämlich physischer Natur.
Aristoteles sagt das dann auch noch ausdrücklich und spricht noch einmal von
„mitursächlich“. Dies bedeutet, dass eine Wirkung mehr als eine Ursache hat.
Was wegen der vierfachen Ursachenstruktur (bei Aristoteles) ohnehin
unvermeidlich ist; es kann aber wohl auch der Fall eintreten, dass irgendwo
nicht nur eine Wirkursache am Werk war. Hier sei erwähnt, daß Uwe Meixner eine
historische Verschiebung von der Agenskausalität zur Ereigniskausalität
annimmt, eine ontologiehistorische Verschiebung.[1] Die
Zurückstellung göttlicher und menschlicher Akteure und die
wahrscheinlich-notwendige Verknüpfung der pragmata innerhalb der
Tragödie (in der Poetik) geht wohl in Richtung Ereigniskausalität.
Die
eigentliche Bedeutung von „notwendig“ liegt darin, daß sich etwas nicht anders
verhalten kann (1015a 34, 1015 b 8). Der Begriff echein (sich verhalten)
taucht unter den Akzidenzien als hexis auf, doch scheint er dem Wort sein
semantisch sehr nahezustehen.
In der Logik
ist notwendig, was in einer Beweisführung von Voraussetzungen aus erschlossen
wird. Diese sind zwar Sätze, doch auch sie werden „Ursachen“ genannt.
Und dann oder
vielmehr zuallererst ist notwendig, was ohne eine ihm äußere Ursache in sich
selber „einfach“ ist oder „nur eines“, in seinem Verhalten ohne
Mehrfachmöglichkeit. Davon spricht Aristoteles in einem Wenn-Satz und im
Plural: irgendwelche Ewige und Unveränderliche, denen keine Gewalt etwas
anhaben kann. Für „irgendwelche“ setzt Aristoteles eine Abkürzung ein, die im
Deutschen mit „irwelche“ oder „irche“ nachgeahmt werden könnte – damit sie als fern und
irgendwie ... Sind die nur in sich selber notwendig oder ist ihre Existenz
von uns aus gesehen, die wir nicht solche sind, notwendig anzunehmen – als
Ursachen von uns?
Wenn sich
Aristoteles in Richtung „Metaphysik“ bewegt, dann so.
Walter Seitter
--
Sitzung vom 11. Februar 2015
[1]
Siehe
Uwe Meixner: Theorie der Kausalität. Ein Leitfaden zum Kausalbegriff in zwei
Teilen (Paderborn 2001): 320ff.
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