Der nächste
Begriff in diesem „Wörterbuch“ lautet „eines“. Bekanntlich das erste Element
der Zahlenreihe und als solches oder aber darüber hinaus ein theoretischer
Begriff, der uns auch schon mehrmals untergekommen ist, so in der Form „eines
als eines“: parallel bzw. konvertibel mit „seiend als seiend“. Auch am Schluß
des letzten Abschnittes war die Rede von „einfach“ in einem wohl verwandten
Sinn.
Hier unterscheidet
Aristoteles zwei Bedeutungen: eines im Sinne von „symbebekotisch“,
„akzidenziell“, „zustoßend“ - oder eines „an sich“.
Bei der ersten
Bedeutung von „ein“ handelt es sich um die nicht notwendige Zusammenfügung von
unterschiedlichen Bestimmungen (Wesenheit als spezifische Soseinsbestimmtheit –
hier „Mensch“; konkret-existierender Mensch mit dem Namen „Koriskos“;
Fähigkeiten oder Eigenschaften auf der Ebene von Charakter oder Kompetenz). Zu
diesem Behufe wird der arme Koriskos zunächst einmal nach Strich und Faden
zerlegt, ohne daß diese Zerlegung dann auch genetisch analysiert wird - etwa
nach Natur und Kultur. Insgesamt machen die genannten Eigenschaften einen eher
kulturellen Eindruck; nur die Wesenheit muß als natürlich gelten. (Bei den
Kausalitäten unterscheidet Aristoteles die natürliche, die künstliche und
darüber hinaus die zufällige) Auf die Wesenheit trifft ohnehin das Eine im Sinn
von „an sich“ zu.
Der Abschnitt
über das akzidenzielle Eine spielt auf die Akzidenzien überhaupt an und da
stellt sich die Frage, ob die akzidenziellen Eigenschaften wirklich mit
Notwendigkeit nichts zu tun haben. Mir scheint, daß bestimmten Wesenheiten
bestimmte Eigenschaftsdimensionen notwendig zukommen – nur die jeweils
auftretenden Eigenschaften sind zufällig: und zwar im Vergleich zur Wesenheit,
nicht aber gegenüber dem konkreten Individuum. Menschen müssen so etwas wie
„Charakter“ haben: und der fällt so aus oder so oder verändert sich vielleicht
sogar. Oder ein physisches Ding muß an einer bestimmten Stelle farbig sein: die
Farbe kann so sein oder so oder kann sich ändern.
Walter Seitter
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Sitzung vom 18. Februar 2015
PS. Ich habe den fast völlig unbekannten "Korsikos" an dieser Textstelle mit "Heidegger" ersetzt und die Prädikate entsprechend geändert, um mit der Wirkung des Beispiels zu experimentieren:
AntwortenLöschenEins heißt etwas teils nach (i) unwesentlichen Beziehungen, teils (ii) seines an sich seienden Wesens wegen; (i) nach unwesentlichen Beziehungen, wie in der Verbindung von Heidegger und nationalsozialistisch zu einem nationalsozialistischen Heidegger. Denn ob man von Heidegger und nationalsozialistisch aussagt, sie seien eins, oder sagt: der nationalsozialistische Heidegger, das ist einerlei; ebenso ist es bei nationalsozialistisch und antisemitisch und dem nationalsozialistischen und antisemitischen Heidegger. Alles das wird als Eins gesetzt auf Grund unwesentlicher Beziehungen: antisemitisch und nationalsozialistisch, weil beide zu einem einheitlichen Gegenstande Prädikate sind, nationalsozialistisch aber und Heidegger, weil das eine das Prädikat des anderen ist. Und ebenso bildet in gewissem Sinne auch der nationalsozialistische Heidegger mit Heidegger eine Einheit, weil das eine der beiden Glieder in der Verbindung Prädikat des letzteren, also gebildet ein Prädikat des Heidegger ist. Der nationalsozialistische Heidegger aber macht mit dem antisemitischen Heidegger deshalb eine Einheit aus, weil das eine Glied in jedem der beiden Ausdrücke Prädikat desselben einheitlichen Subjekts ist.