Vom
Offenbarungscharakter der aristotelischen Ontologie
Enthüllung
benötigt keinen Enthüller. Nach Schellings »Philosophie der Offenbarung«
(1841/42) bedarf die Minimalhandlung lediglich eines absoluten,
zukunftsgerichteten Geistes, also basaler teleologischer Strukturen, die eben
das Hauptkennzeichen der dogmatischen Ontologie der Antike sind. Spaemann
(1978) spricht im Zusammenhang mit der aristotelischen Naturteleologie von
einem »Offenbarungsoptimismus«.
Nach Meta.
VIII.3b besteht die Ousia eines Dinges aus der »Entelechie und der bestimmten
Natur«. Seitter hat auf die Bedeutung der Formel ausdrücklich hingewiesen. Die
Natur ist von sich aus hingeordnet auf ihre Vollendung und damit auf eine
Transzendierung im Geist. Ihr Wollen ist Selbsterhalt als die unterste Form des
Strebens alles Endlichen nach Teilhabe am Ewigen.
Die modernen
Naturwissenschaften bestritten die behauptete Existenz von Finalursachen, um
ihr Interesse an uneingeschränkter Naturbeherrschung durchzusetzen. Bacon
nannte die aristotelische Entelechie »unfruchtbar wie eine gottgeweihte
Jungfrau« (zit. n. Leibniz).
Nimmt man die
spektakulären Beispiele für Ousia aus Met. VIII.2, leuchtet die Unfruchtbarkeit
des naturteleologischen Denkens sofort ein. Die Ousia der Windstille ist Ruhe,
ihre materielle Basis Luft. Doch Luft strebt nach keinem Zustand der
Vollendung, ihre Zusammensetzung aus verschiedenen Gasen endet in keinem
Versprechen, keiner Erlösung. Windstille ist ein Zeitphänomen instabiler
chemischer Übergänge ohne irgendeine Finalursache.
Zweites
Beispiel: Wenn die Ousia der Meeresruhe Ebenheit ist, müsste die »bestimmte
Natur« des Meeres, also das Wasser, nach ultimativer Glätte streben. Das fluide
Element zeichnet sich aber bekanntlich durch Beweglichkeit und nicht durch
Starre aus. Es gibt kein Starres und Identisches, sondern ein zeitliches Verfließen,
in dem zwar das Verfließen selbst bleibt, alles andere aber strömt.
W.K., 1-19
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