τὸ μὲν οὖν αἰσθάνεσθαι ὅμοιον τῷ ... νοεῖν.

Das Wahrnehmen nun ist ähnlich dem ... vernünftigen Erfassen.

Aristoteles (De Anima III, 7: 431a)

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Donnerstag, 10. März 2022

In der Metaphysik lesen * Hermann – Lektüre 9 (64vA - 64vD)

2. März 2022

 

Dieses Mal wurde weniger Hermann vorgelesen, weil ich wenig vorbereitet hatte und Walter Seitter hartnäckige Fragen zum Unbewegten Bewegenden stellte.

Er möchte dieses unbewegt Bewegende bei Aristoteles ernst nehmen und fragt so danach, was er eigentlich ist, denn er ist eine Sache, die bewegt, ohne sich zu bewegen. Dieses UB kann nicht direkt erkannt werden, aber es ist laut Aristoteles ewig und Wesen und Wirklichkeit, in griechisch aition, ousia und energeia.

Zu aition macht Sophia Panteliadou noch eine interessante Zerlegung, dass sich darin das on befinden würde in der Art wie ti on – dieses Sein.

Walter fragt weiter was dieses UB sei, das er als Steigerung aller Begriffe versteht, zum Beispiel, der energeia, der ständigen Verwirklichung, des unaufhörlichen Wirkens. Daher ist das Leben des UB auch unaufhörliche wirkliche Tätigkeit des Bewegens.

Dann fragt Walter in bohrender Weise weiter, welche Art von Wesen der UB denn sein soll, wenn er nicht als Verlegenheitslösung bei Aristoteles kurz eingeführt wurde und dann wieder liegen gelassen wurde.

Er kommt zu einer besonderen Tätigkeit, das Denken des Denkens, noésis noéseos, die einiges über das Wesen des UB verraten soll, weil er das auch unentwegt betreiben würde. Diese Tätigkeit der Vernunft, die auf das Erkennen der Erkenntnis zielt, hat seine eigene Tätigkeit zum Inhalt, die dadurch wirklich göttlich ist. Walter fragt weiter, warum Aristoteles so ein Wesen UB angenommen hat, das vom Sinnlichen abgetrennt ist, das keine Größe hat und unteilbar ist.

UB bewegt sich auch grenzenlos durch die Zeit, apeiron chronon, also hat eine unbegrenztes Vermögen zu bewegen, so kann es wahrscheinlich kein physisches Wesen sein, daher plädiere ich für das psychische Wesen. Weil seine unaufhörliche Bewegung durch psychische Gründe in den bewegten Wesen ausgelöst wird, durch das Wollen, Begehren und Denken.

Wolfgang Koch spricht sich für ein physisches Wesen aus, Sophia für eine Mischung, aber Walter will weiter dieses Wesen mit seinen Fragen verfolgen und gibt sich mit den Antworten nicht zufrieden, denn ein Wesen, das nicht wahrnehmbar ist, passt eben nicht in diese Welt der Körper und der Bewegungen.

 

Irgendwann, nachdem mir alle möglichen Aufträge für das Protokoll erteilt wurden, die ich nicht alle erinnern kann, das Protokoll ist auch in anderen Zusammenhängen immer lückenhaft, begann ich doch mit dem Vortrag meines Stückes der Übersetzung von Hermann. Es ist ein Vorgriff etwa sechs Seiten weiter, es sind die ersten Seiten des unteren Extrems, um zu sehen, wo wir uns befinden, werde ich das Inhaltsverzeichnis des ersten Buches einschieben, das Burnett erstellt hat, um das Konvolut von Hermann zu gliedern.

 

De Essentiis – Hermann de Carinthia

Kapitelübersicht nach Burnett

Vorwort

Erstes Buch - Erste Zeugung

Definitionen/Bestimmungen I. Ursache/causa

Die primordiale Ursache

Der Plan von De Essentiis + Roberts Kommentar

Gottes Schöpfung von Materie und Form II. Bewegung/motus

Materie und die Elemente

  1. Eine kurze Darlegung der Stufen der Zusammensetzung
  2. Die Kritik an Meinungen der medici
  3. Die Argumente der astrologi
  4. Elemente und Körperlichkeit

Form

Die Bewegungen

Die erste Bewegung von Form und Materie, die Bewegung der Zusammensetzung

  1. Substanz (die erste Ordnung)
  2. Essenz/Wesen (die zweite Ordnung)
  3. Der Tierkreis/Zodiac (die dritte Ordnung)

Die Struktur des Universums; die Art des Aufbaus/disposition

  1. Das äußere Extrem/Fläche (die achte Sphäre)
  2. Das untere Extrem (die Erde)
  3. Das medium (die Planeten)
  1. Einleitender Teil
  2. Die Aufgabe der Sonne und des Mondes
  3. Die Aufgabe von Saturn, Jupiter, Mars, Venus und Merkur
  4. Das Licht der Planeten
  5. Die Abstände zwischen den Planeten
  6. Die natürlichen Bewegungen der Planeten
  7. Die Musik der Sphären

 

Hermann positioniert die Erde in der Mitte der Himmelsphäre, dort ist sie das Unterste, weil die Mitte in einer Kugel das Unterste ist. Die Kreisbewegungen des Himmels werden aus der Forderung nach der Vollkommenheit dieser Art von Bewegung hergeleitet. Die Kreise, die um die Erde und am Himmel gezogen werden, nehmen die Erde als Zentrum an. Damit ist die geometrisch erschlossene Form der Erde auch eine Kugel, die zentrale Lage und die Unbewegtheit wird aus den verschiedenen Kreisbewegungen der Sterne und Planeten geschlossen. Zugleich stellt Hermann die Frage in welche Richtung sich die Erde drehe, von Osten nach Westen, wobei er den Antrieb der Luft einrechnet, der von der Drehung der Erde veranlasst würde.

 

Karl Bruckschwaiger

 

Nächster Termin: 9. März 2022, Aristoteles Buch XIII, ab 1078b 7

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