τὸ μὲν οὖν αἰσθάνεσθαι ὅμοιον τῷ ... νοεῖν.

Das Wahrnehmen nun ist ähnlich dem ... vernünftigen Erfassen.

Aristoteles (De Anima III, 7: 431a)

* * *

Sonntag, 14. Mai 2023

In der Metaphysik lesen * Hermann – Lektüre 29 (75rE - 76rD) Seite 200, Z 25 bis Seite 208, Z 11 bei Burnett.

 Mittwoch, den 3. Mai 2023

 

 

In diesem Abschnitt geht es Hermann um die Bewegungen des sekundär Gezeugten und durch den Blick auf die Umwandlungen der Stoffe durch die Elemente um die Natur des sekundär Gezeugten, dabei speziell um die Aggregatzustände der Stoffe, wie wir es heute nennen würden.

Zuerst werden die Dinge durch das Zusammengehen der Formen mit der Materie gezeugt. Und um dieses Zusammengehen, lateinisch coitu, herbeizuführen, muss es eine Bewegung geben und eine bewegende Ursache. Zuerst läßt Hermann noch innerliche und äußere Ursachen gelten, entscheidet sich aber umgehend für äußerliche Ursachen, wie Abstoßung oder Anziehung, propulsione aut attractione. Denn die Bewegungsursache für die Zeugung der Dinge ist die Bewegung der Oberen. Deren Verhaltensweisen im Umlauf sorgen dann für die Auflösungen und Zeugungen der Dinge, je nachdem sie sich nähern oder entfernen. Das Werden und Vergehen wird an dieser Stelle von Hermann wörtlich als der ewige Kampf der Elemente bezeichnet – perpetua elementorum colluctatio – und durch die Gegensätze dieser Elemente und deren Anziehung und Zurückziehen werden die verschiedene Bewegungen der Dinge angetrieben.

Zuerst wird die Auflösung der Erde durch die überwältigende Kraft des Feuers angeführt, der Luft wird eine mäßigende Kraft gegenüber dem Feuer zugestanden, in der Nachbarschaft zu Wasser und Erde, ergießt sich die Luft in die wässrige Substanz und führt zu Schnee und Regen, und wenn die Kraft der Oberen überwiegt, zu Wolken und Hagel. Hermann hat auch ein kleines meteorologisches Werk über den Regen – de imbrium – verfasst. Wenn mit den stärksten Winden und stärksten Schlägen die schärfsten Feuer entzündet werden, ist das Feuer plötzlich wieder im Spiel, andererseits kann die Luft die leichtesten Wasser an sich ziehen und die Erde die Wasser überwinden. Nachdem so Blitze, Verdunstung und Austrocknung eingeordnet wurden in den Wechsel von Werden und Vergehen, wendet er sich der Natur des sekundär Gezeugten zu, das sind die Zusammensetzungen aus den Elementen.

 

Mineralien

Mineralien, Hermann verwendet das Wort metalli, Burnett übersetzt auch durchwegs mit Mineralien, sind im ersten Zusammengehen der Elemente aus festeren Materien entstanden, aber auch durch eine sekundäre Art der Hervorbringung. Bevor Hermann auf diese Schmelzprozesse eingeht, gibt er noch eine Farbzuordnung der Mineralien oder Metalle nach den Planeten, schwarz für den Saturn, grün für den Jupiter, rot für den Mars, citrusfarbig oder blaugrau für die Sonne, weiß für die Venus, purpur für Merkur und grau für den Mond. Er sieht aber dass solche Zuordnung der Eigenschaft der Form folgt und nicht der Natur der Dinge.

Aus der ursprünglichen Zusammensetzung läßt sich durch künstliche Feuer, starke Gewalt und viel Arbeit ein wässriger Zustand herstellen, woraus nach der Abkühlung neue Formen gezogen werden können. Diese neuen Formen sind dann Metalle im engeren Sinn, die wieder Planeten der Form gemäß zugeordnet sind. Gold der Sonne, Silber dem Mond, Blei dem Saturn, Zinn dem Jupiter, Eisen dem Mars, Kupfer der Venus, Quecksilber dem Merkur, andere Mineralien werden auch aus diesem wässrigen Zustand gezogen. Es müssen zum Herausholen der Samen der Metalle aus der festen Materie sowohl das Feuer wie auch das Wasser mitwirken, wobei die Elemente sowohl Bestandteile wie auch verändernde Ursachen sein müssen. Dabei kommen Hermann auch die Wasser und Flüssigkeiten (hier zum ersten mal liquor) die durch Erde selbst fließen und als rauchende Dämpfe und heiße Quellen hervortreten.

 

Pflanzen

Pflanzen sind auch aus der Vereinigung der Elemente entstanden, haben aber einen Samen als Ursprung der sekundären Zeugung, der durch Erde und Wasser gefestigt wird. Durch die von oben herabsteigende Hitze wird der Samen aufgebrochen und die Wärme zieht ihn nach oben und ein Teil der Pflanze breitet sich nach unten, ein anderer nach oben aus. Wenn die Hitze die Feuchtigkeit übersteigt, hört das Wachstum auf und wenn die Hitze sich erschöpft, wird die Verbindung der Zusammensetzung  ganz aufgelöst und alles kehrt in den ursprünglichen Zustand zurück.

 

Karl Bruckschwaiger

 

nächste Sitzung: 17.Mai.2023

Hermann lesen ab 76rE S.208

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen