Die zuletzt entworfene Ordnung
aus Objektwissenschaft mit zwei zusätzlichen Ebenen: zweite Ebene
Metawissenschaft (Linguistik, Logik, Mathematik, Erkenntnistheorie) und dritte
Ebene Ontologie (im Sinn von Met. IV) hat mich dazugeführt, die Stelle
Met. V, 1015a 6ff., die als objektwissenschaftliche zu sehen ist, auf die
dritte Ebene zu heben und darin eine ontologische Aussage zu sehen: das würde
eventuell stimmen aber auf einen strikten Materialismus hinauslaufen, den
Aristoteles tatsächlich solchen wie Thales von Milet mit seinem universalen
Wasser-Prinzip unterstellt. Aber aristotelisch ist eine solche Aussage nicht,
eher spricht sie überhaupt gegen einen derartigen Materialismus.
Im Buch IV sahen wir Aristoteles
sehr heftig gegen zwei Fehl-Lehren, ja Fehl-Ontologien polemisieren: gegen die
der Sophisten und die der Dialektiker. Was diese betrifft, so lassen sie sich
als solche betrachten, welche die Dialektik nämlich Diskussionslehre – eine
ordentliche Metawissenschaft, direkt zu einer Sachkunde erklären, also zu einer
Wissenschaft auf der ersten oder dritten Ebene. Die berühmteste Ausprägung
dieser Lehre ist die hegelsche Dialektik, welche die logische Schematik aus
These, Antithese, Synthese zum Inbegriff aller Erkenntnise erklärt. Ein
Fehlgriff, den Foucault 1975 in Los Angeles sehr deutlich kommentiert hat: „Ich
akzeptiere nicht dieses Wort Dialektik. Nein, nein! .... Das Wort 'Widerspruch'
hat in der Logik einen bestimmten Sinn ... aber wenn man die Realität
betrachtet, so sieht man, dass sie frei von Widerspruch ist. Zum Beispiel in
der Natur, da gibt es viele wechselseitige antagonistische Prozesse, aber nicht
Widersprüche ... Es gibt keine Dialektik in der Natur, wie Engels gemeint hat
... Dieser Typ hegelscher Formulierung lässt sich nicht aufrechterhalten.“[1]
Bekanntlich hat Sigmund Freud
die Psychoanalyse auch als „Metapsychologie“ bezeichnet – aber wohl das antike
und nicht das moderne Präfix dabei verwendet. Welche Metawissenschaft (im
modernen Sinn) würde zur Psychoanalyse gehören? Hat Freud dazu etwas gesagt?
Jedenfalls hat Lacan dazu
etwas gesagt. Negativ: die Psychoanalyse ist keine Psychologie. Positiv: die
Linguistik. Weiterhin hat dann Lacan von einer „Logik des Signifikanten“
gesprochen. Logik ist immer Logik der Signifikanten. Und eine weitere
Erweiterung auf der Ebene der Metawissenschaft geht dann bei Lacan in Richtung
Mathematik, aber weniger in die Mathematik der Zahlen, sondern in die der Orte
(Örter): Topologie, Mengenlehre und operativ „Graphographie“: Zeichnen der
Matheme.
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visuellen Ontologie (Würzburg 2015)
Walter Seitter
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