Stellungnahme
zum Vortrag von Victor Caston (University of Michigan)
Im Abschnitt
29 (Metaphysik, Buch Δ) über to pseudos/das Falsche
(1024b 17f.) spricht Aristoteles über die verschiedenen Weisen wie man sich der
Bedeutung des „Falschen“ annähern kann. (Siehe Protokoll: Walter Seitter,
Sitzung vom 22.06.2016).
Pseudos (das Falsche) bedeutet
jedoch nicht nur wie es in der Bonitz Übersetzung heißt: „das Falsche“, sondern
ebenfalls: „Trug“ und „Täuschung“. In den aristotelischen logischen Schriften
findet sich zudem die Bedeutung des trügerischen Syllogismus/„Syllogismus von
Pseudos“ (Liddell/Scott).
In den Zeilen
1024b21-22 (Metaphysik) ist von Dingen die Rede,
die zwar existieren, sie uns dennoch anders erscheinen als sie in Wirklichkeit
sind. „Skiagraphia“ bedeutet hier nicht nur „Schattenriß“ (Übers. Bonitz),
sondern vielmehr kommt dem Wort an dieser Stelle ebenso die Bedeutung der
„optischen Täuschung“ zu. (Vgl. dazu auch: Rhetorik, 1414a10–11).
In seinem
Vortrag „Aristotle on Illusions, Hallucinations, and Dreams“ versuchte
Victor Caston anhand ausgewählter Textstellen aus den Schriften: Metaphysik (1010b3–4,
b8–11), Über Träume (460b11–15, 462a13–15, 458b 25–29,
458b31–459a1, 460b16–22, 461a31–b2, 461b 3–7), Über die Wahrnehmung (446b17–21,
446b21–26), De Anima (428b2–4, 425b25–27, 426a10–11), Über
Gorgias (980b9–14) mittels einer Text-Mikroanalyse feine Differenzierungen
zwischen den Bedeutungen der Wörter „Illusions“, „Delusions“ und
„Hallucinations“ herauszuarbeiten.
Zu erwähnen
wäre vor allem die Unterscheidung zwischen ‚Ähnlichkeit‘ und ‚Wirklichkeit‘ in
der Wahrnehmung (von Dingen, Personen, Sachlagen, zwischen Gesprochenem und
Wahrgenommenem). Als Beispiel dient dazu u. a. der Text „Über Träume“,
461b21–30 (:Koriskos). Insbesondere wäre hier die Modalität der Ähnlichkeit und
die Differenzierung zwischen den wahrgenommenen Objekten/Dingen und den
empirisch-realen Objekten/Dingen hervorzuheben. Daraus lassen sich für
Aristoteles (nach Caston) verschiedene Schlüsse in Bezug auf die „Erfahrung an
sich“ ziehen. Aristoteles unterscheidet demnach zwischen den kausalen
Erfahrungszusammenhängen und den Erfahrungen, die auf Grund differenter
Wege/Modi der Sinne entstehen. Und, obwohl zunächst der Eindruck geweckt würde,
dass es sich um die gleiche Erfahrung handelte, ist es notwendig zwischen
dem sinnlichen Wahrnehmen von Dingen (und ihrer Bewegung) und den empirischen
Objekten/Dingen zu differenzieren.
Sophia
Panteliadou
Zum Vortrag gehalten an der Universität
Wien, am 22. Juni 2016
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen