Protokoll Teil 3
Wir sind immer noch bei der
Nennung – der bloßen Nennung und nicht etwa Durcharbeitung – der „Aporien“.
Diejenige, die als achte gezählt wird, wird immerhin superlativisch
hervorgehoben: am meisten sei zu untersuchen, ob es neben dem Stoff noch etwas
Ursächliches an sich gebe oder nicht .... und wieder wird daran eine kleine
Kette von differenzierenden Fragen angehängt. Wir können assoziieren, daß mit
dieser Frage der Punkt aufgegriffen wird, der in Physik II,1 im
Vordergrund stand, dort aber unter dem Leitbegriff physis – und mit der
Antwort: ja eidos, morphe .... Hier beantworten wir –
aristotelisch – die Frage pluralistisch mit Hinweis auf Formursache und
Bewegursache und Zweckursache (im Falle von Tisch liegt die beim Zweck also
Gebrauch des Tisches und personalisiert sich beim Besteller, Käufer,
Konsumenten, Gebraucher, Besitzer). Aporie 9: Sind die Prinzipien (also ein
anderer Leitbegriff) in Zahl und Art begrenzt, und zwar sowohl die in den
Begriffen und die im Substrat? Schon wieder diese Zweiteilung: für Formursache
stehen die „Begriffe“; das bestätigt eigentlich meine Annahme, daß logos auf
einer Ebene neben eidos und morphe steht. Aber warum im Plural?
Kann eine Sache mehrere logoi haben – etwa Gattung und Art? Aporie 10: Haben
die vergänglichen und die unvergänglichen Dinge dieselben oder je andere
Prinzipien? Damit diese Frage für uns überhaupt nachvollziehbar wird,
müssen wir uns vergegenwärtigen, welche Dinge nach Aristoteles unvergänglich
sind. Unvergänglich, ungeworden, ewig sind: der gesamte Kosmos, auch der
sublunare; innerhalb der sublunaren Welt jedoch nur der nous poietikos,
der für die menschliche Erkenntnis notwendig ist (umstritten ist, ob er für
jeden Menschen extra, also individuell, existiert); unvergänglich sind, obwohl
sinnlich wahrnehmbar, die Himmelskörper; ebenso die Kreisbewegung der
Himmelskörper; ferner die immateriellen Beweger der Himmelskörper, insbesondere
der erste Beweger; außerdem die Formprinzipien der sublunaren Körper (Pflanzen,
Tiere); ebenso die mathematischen Objekte und Wahrheiten, die ebenfalls keine
selbständig existierenden Substanzen sind.
Walter Seitter
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