τὸ μὲν οὖν αἰσθάνεσθαι ὅμοιον τῷ ... νοεῖν.

Das Wahrnehmen nun ist ähnlich dem ... vernünftigen Erfassen.

Aristoteles (De Anima III, 7: 431a)

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Dienstag, 31. Oktober 2023

In der Metaphysik lesen*Hermann – Lektüre 33 (78vA - 79rE) Seite 222, Z 20 bis Seite 228, Z 16 bei Burnett.

Mittwoch, den 18. Oktober 2023

 

Nachdem Hermann einen Kreis durch Toledo gezogen hatte, der parallel zum Äquinoktialkreis ist, also ein Breitengrad sein muss, versucht er den Abstand von einem zentral angenommenen Meridian zu bestimmen, und zwar mit 62 Grad. Wo der Kreis durch Toledo einen Kreis schneidet, der den umfließenden Ozean, Amphitrite, nachzeichnet, dort wird die Stadt Lissabon eingezeichnet, weil dort der Fluss Tejo in den westlichen Ozean mündet, der in der Nähe von Toledo entspringt. Hermann verlängert die Strecke bis zur Grenze der Hemisphäre und stellt eine Strecke von 44 Tagesreisen von Toledo aus fest. Dieser Punkt soll genau in der halben Breite von Amphitrite liegen, und Hermann fragt sich nach der Begründung, was daran gehindert hat, diesen Raum zu überschreiten.

Dieser Raum war schon überschritten worden, denn Hermann vermutet dort das Paradies und stützt sich dabei auf Berichte von Historikern, die von den Inseln der Glückseligen sprechen, das ist die lateinische Übersetzung „insulae fortunatae“ von griechisch μακάρων νῆσοι makárōn nḗsoi, wörtlich Inseln der Seligen, die von Herodot bis Plinius dem Älteren erwähnt werden. Gemeint waren die Kanarischen Inseln. Das Paradies hat aber auch ein Gegenstück im Osten, weil von dort Geschichten von Männern überliefert wurden, die zuerst in dieser Region erschaffen wurden. Im biblischen Paradies des Ostens haben eine Reihe von Dingen begonnen, die allmählich von dort in die Welt vordringen, und weil es dort Arten von Tieren gibt, die uns noch nicht erreicht haben. Plötzlich sind wir von der Geographie zur Zoologie gewechselt, obwohl zuerst teilweise mythische Lebewesen abgehandelt werden, wie Riesen, Greife oder Einhörner, die aber nicht im Mittelmeerraum gelebt haben, außer die Zentauren in Griechenland und die Zyklopen in Sizilien.

Einige der Tiere, die uns in Europa noch nicht erreicht haben, wie Tiger, Panther, Löwen oder Strauße, sind schon bis zu den äußersten Grenzen Libyens vorgedrungen, oder wurden von den Menschen nach Spanien gebracht wie Wildesel oder Kamele. Die Ausbreitungsgeschichte der Tiere wird noch durch die Überschwemmungen der Sintflut akzentuiert, dass eben dadurch Inseln entstanden seien und nach dem Zurückweichen des Wassers sich wieder Landbrücken gebildet hätten. Das sich wilde Raubtiere auf Inseln befinden, spricht dafür, das sie dorthin gebracht wurden, wie Hermann auch die Wildtiere handelnden Berber, die in der Antike Garamanten genannt wurden, erwähnt mit Ihren Schlangen und Elfenbein.

Damit kehrt Hermann wieder zu den Berichten der Geographen an die Grenzen Indiens zurück, die von den höchsten Bergen versperrt werden, aus denen der Fluss Ganges hervorbricht. Da der Fluss das Indische Blatt, für den englischen Übersetzer sind Smaragde und Rubine gemeint, mit sich bringt, die die Einwohner sammeln und die so auch zu uns kommen, schließt Hermann, dass der Fluss aus der Nachbarschaft des Paradieses kommen wird. Als gleichwertiges Beispiel erwähnt Hermann noch die Quellen des Tigris und Euphrat, die in den Bergen Armenien entspringen, wobei er von den Akroceraunischen Bergen spricht, die eigentlich in Epirus liegen würden, die Quellen der beiden berühmten Flüsse liegen tatsächlich im damaligen Armenien, heute Türkei.

Die Quellen des Nil sind weiter unbekannt, dafür wird als Gewährsmann Solinus erwähnt, obwohl als Hinweis der Abfluss des Juba angeführt wird, der unterhalb von Mauretanien in den Ozean fließt. Dass der Juba als Fluss im somalischen Hochland Äthiopiens entspringt und in Somalia in den Indischen Ozean fließt, ist erstaunlich nahe beim Ursprung des Blauen Nils, der auch in Äthiopien entspringt. Die Stadt Juba liegt am weißen Nil und ist die Hauptstadt des Südsudans. Hermann schließt das Kapitel der bewohnbaren Welt mit dem Hinweis, dass die Mineralien, Pflanzen und Tierarten dieser Gegend weder artificiosum noch compendiosum seien. Der englische Übersetzer entscheidet sich für praktisch und profitabel, man könnte weniger wie ein Kaufmann auch kunstfertig und vorteilhaft übersetzen, aber wahrscheinlich ist eher die englische Version richtig, denn Hermann war doch Jahre mit dem Engländer Robert Ketton in einer Arbeitsgemeinschaft und Freundschaft verbunden.

 

Die Ätherische Gattung der Tiere

 

Eigentlich keine Tiere im engeren Sinne, sind die drei Arten von ätherischen Lebewesen, die neun Ordnungen der Engel, die gefallenen Engel und die Seelen der Toten. Sie alle haben irgendeinen Umgang mit den Menschen, sei es als Strahlen wie die Engel oder als Ausdünstungen der Erde wie Vulkane, heiße Quellen oder Rauch aus Höhlen wie die Geister der Unterwelt. Dabei erwähnt Hermann den Theologim aus Äthiopien, gemeint ist laut Burnett Theon Ochema - „Götterwagen“, der Vulkan Fako in Kamerun, der aus antiken Quellen schon bekannt war.

Für die menschlichen Geister ist es notwendig zu einer der beiden anderen zurückzukehren im Himmel oder auf die Erde. Diese Gattungen sind an sich gleich, keiner Zusammensetzung und keiner Auflösung ausgesetzt, nur dass die menschlichen Geister nur von damals bis heute existieren.

 

 

Karl Bruckschwaiger

 

Nächste Sitzung: 8. November 2023 – Hermann lesen

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